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Lena Gorelik

Again: Five Minutes a Day_München_19042021

Morgen fahre ich Zug. Morgen fahre ich Zug. Morgen fahre ich, fahre ich, fahre ich Zug. Fahre zum Bahnhof, kaufe eine Fahrkarte, kaufe einen Kaffee, etwas zu essen, einfach nur deshalb, weil ich am Bahnhof bin. Fahre Zug. Heute bin ich zuhause, Homeschooling, arbeiten, Zoom, im Nebenfenster das E-Mail-Programm, bin mir immer unsicher, ob die anderen das auch so machen, schummeln sie auch, lesen sie parallel ihre Mails. Ich überlege, ob ich den Rucksack für morgen heute schon packe, obwohl ich nur einen Tag lang weg bin. Ich muss 10.000 von 46.000 Zeichen streichen, also beinahe ein Viertel. Die Sehnsucht ist so eine leise, ziehende, ich checke mein Handy. Ich träume wild dieser Tage, in klaren Bildern und auserwählten Geschichten. Heute Nacht war ich ins Israel, auf den Golanhöhen mit jemandem aus Berlin. Beim Aufwachen wie jeden Morgen verwirrt, ach, hier bin ich, noch immer. Oder wieder, und an manchen Morgen gefühlt für immer. Ich checke mein Handy, noch einmal, worauf warte ich eigentlich. Das home geschoolte Kind kommt besser mit der Arbeit voran als ich, läuft geschäftig im Superman-T-Shirt mit Umhang und Textaufgaben vom Zimmer in die Küche, an mir vorbei, wie Superman eben. Ich laufe auch in die Küche, um mir einen Kaffee zu machen, habe keinen Umhang einen. Du kommst gut voran, gell, sage ich, beinahe neidisch.

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