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Lena Gorelik

Five Minutes a Day-Berlin/München-15082017

Gestern saßen wir bei einem Italiener. Der Italiener hatte karierte Decken, und das Tiramisu schmeckte nicht. (Es ist schwer, gutes Tiramisu zu machen.) Sie zupften an meinen Haaren herum und fragten sich, ob mir wohl eine Frisur wie bei Charlotte Brontë stehen würde. Nein, sagte sie, und: Hast du schon mal ihre Ohren gesehen? Ja, ist eine Katrastrophe, sagte er, und wir lachten alle drei. (Ich habe diese riesengroßen, abstehenden Ohren.)


Heute sitze ich im Zug, draußen ist es dunkel, aber es ist erst vier. Ich schreibe nicht. Ich habe so viele Gründe, nicht zu schreiben, und jeder von ihnen ist gut. Ich arbeite, und ich lese. Ich schreibe nicht. Der Grund, den ich nicht benenne, heißt Angst.


Nachts wachte ich auf, laute Stimmen, wir schliefen bei J. Stimmen, die sich ein Recht rausnahmen. Ich drehte mich hin und her, mir war heiß, und ich wollte eine andere Decke, plötzlich juckte mein Körper, und ich hatte dieses Heimweh wie als Kind: Nicht nachhause, aber ins eigene Bett. Als ich morgens meine Tasche packte, fielen mir Zettel in die Hände, ungelesene. Später, im Zug, schrieb ich wieder einen Brief.


Ich weiß nicht, wie fest ich dem Gefühl glauben darf, dem bohrenden. Ich weiß nicht, ob ich mich fallen lassen kann (fünf Minuten sind um)


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