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Lena Gorelik

München 18062016 – Five Minutes a Day

Auf der Bank, sitzend. Vor der Bank, kniend. Bleib, bitte. Ich halte fest, das Festhalten ist eine Antwort, ein eindeutiges, immer währendes Ja.


Du gehst so gebeugt, sagt meine Mutter. Lass mich in Ruhe, sage ich. Und dann mache ich diese Übertragung aufs Leben: Gebeugt gehen. Versagen. Nicht gut genug sein. Morgens stehe ich vor dem Spiegel und muss an all die Frauen denken, die morgens vor dem Spiegel stehen und sich sagen, weil sie das in einem Ratgeber so gelesen haben: Ich bin schön. Ich bin schön. Ich habe Austrahlung. Auch wenn das Spiegelbild das Gegenteil spricht.


Wenn ich so auf der Bank sitzen würde, wenn ich so weinen würde. Erbärmlichkeit, needy, und wie sagt man das noch mal auf Deutsch. Komm zurück. Sei wieder. Bitte. Aber was soll’s.


Hey, sagt jemand und nimmt mein Kinn in die Hand. Hey, schau mich an. Du bist. Langsames Aufrichten, ich. So ein einfaches Hey.

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